Die Kampfschwimmer sind die spezialisierten Einsatzkräfte der Marine und sind ähnlich dem KSK für besondere Aufgaben von strategischem Interesse, die oftmals durch herkömmliche Einheiten nicht erfüllt werden können. Zu diesen Aufgaben zählen zum Beispiel Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung.

Kampfschwimmer des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) üben das Ausweichen und Feuergefecht auf dem Truppenübungsplatz Putlos. ©Bundeswehr/Martin Stollberg

Die Geschichte der Kampfschwimmer

Die Kampfschwimmer der Bundeswehr sind die älteste Spezialeinheit der Bundeswehr. Schon am 1. August 1958 wurde der erste Kampfschwimmerverband aufgestellt, um amphibische Landungsoperationen im Rücken angreifender Verbände des Ostblocks vorzubereiten. Die Kampfschwimmer waren die, die im Zweiten Weltkrieg in den Kleinkampfverbänden und den Marine-Einsatzkommandos gedient hatten. Die ersten Soldaten der Kampfschwimmereinheit wurde im Dezember 1959 dem Seebataillon in Wilhelmshaven unterstellt.

Dabei ersten Soldaten wurden bei den Nageurs de combat in Frankreich geschult. Die Franzosen hatten im Indochinakrieg die Rolle des Kampfschwimmers zum modernen Einzelkämpfer weiterentwickelt und gaben die Erfahrungen an die ersten deutschen Kampfschwimmer weiter. Korvettenkapitän Günter Heyden war der erste Kommandeur der deutschen Kampfschwimmereinheit und verantwortlich für den Aufbau der Spezialkräfte.

Bild: PIZ Marine

Schon im zweiten Weltkrieg waren deutsche Soldaten als Kampfschwimmer aktiv und absolvierten Aufträge an Land und im Wasser. Für die Kampfschwimmer der Bundeswehr kam der Einsatz aus der Luft hinzu. Dieses triphibische Konzept der Franzosen wurde zur Grundlage der Kampfschwimmer der Deutschen Marine. Seit 1972 besteht ein Personalaustauschprogramm zwischen den Kampfschwimmern und den United States Navy SEALs, um Ausrüstung, Einsatzverfahren und Ausbildung weiterzuentwickeln.

Am 1. April 1964 wurden die Kampfschwimmer in einer selbstständigen Kompanie zusammengefasst, die der Amphibischen Gruppe unterstand. Seit 1974 sind die Soldaten der Kampfschwimmer am Marinestützpunkt Eckernförde bei Kiel stationiert. Im Zuge der Reorganisation (Juni 2003) der Deutschen Marine unterstand die Kampfschwimmerkampanie den Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M). Seit April 2014 bilden die Kampfschwimmer das Kommando Spezialkräfte Marine (KSM).

BIld: Kampfschwimmer des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) mit der Waffe G36k und Schalldämpfer sichern sich gegenseitig bei der Anlandung im tropischen Gelände.
©Bundeswehr/Andrea Bienert

Seit der Aufstellung des KSK im Jahr 1996 gibt es in der Bundeswehr weitere Kräfte, die mit den Kampfschwimmern bezüglich der Ausbildung und Ausrüstung vergleichbar sind. Beide Spezialeinheiten ergänzen sich und betreiben Personalaustausch, um gegenseitig Kompetenz und Erfahrung zu fördern.

Die Aufgaben der Kampfschwimmer:

  • Die Aufgaben der Kampfschwimmer
  • Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung
  • Asymmetrische Kriegführung
  • Verdeckte Operationen
  • Gewinnen von Schlüsselinformationen in Kriegs- und Krisengebieten
  • Fernaufklärung
  • Kampf hinter feindlichen Linien gegen Schleusen, Schiffe und Brücken
  • Kampf gegen Einzelziele an Land (vor allem im gegnerischen Küstengebiet), gegen Hauptquartiere und Fernmeldeeinrichtungen
  • Evakuierungs-, Rettungs- und Bergungseinsätze
  • Abwehr gegen Anschläge auf hoher See

Die Ausbildung der Kampfschwimmer

Entgegen des weitläufigen Gerüchts, man könne sich direkt als Kampfschwimmer bei der Bundeswehr bewerben, muss ein Soldat erst einmal seine allgemeine militärische Ausbildung durchlaufen haben. Zudem muss er seine seine Unteroffizier- bzw. Offizierausbildung abgeschlossen haben. Zusätzlich muss jeder Bewerber den sechswöchigen Schwimmtaucherlehrgang in Neustadt/Holstein abgeschlossen haben. ZUdem muss jeder Bewerber noch mindestens sechs Jahre Dienstzeit vor sich haben, um überhaupt die Ausbildung beginnen zu dürfen.

Die Basisausbildung zum Kampfschwimmer umfasst die Grundlagen des militärischen Tauchens und folgende Ausbildungsschritte absolviert, die je nach Jahreszeit variieren können:

Ausbildung in der Halle
Die Hallenausbildung dient dazu, die angehenden Kampfschwimmer sowohl psychisch als auch physisch an ihre Belastungsgrenzen zu führen und ist daher genaugenommen nicht als Ausbildung zu verstehen, sondern dient als zusätzliches Auswahlverfahren. Die meisten Bewerber scheiden in diesem Abschnitt aus. Das Programm umfasst Ausdauerläufe, Mutproben, Langstreckenschwimmen, Zeit- und Streckentauchen in Apnoetauchtechnik sowie 50er Serien von Liegestützen, Sit-Ups und Kniebeugen. Die meisten Teile der Hallenausbildung finden in der Taucherübungshalle statt.

Ausbildungsabschnitt: Einsatz und Freiwasser
Die Anwärter die den Hallenteil gemeistert haben kommen in die Kampfschwimmereinsatzausbildung, diese findet im offenen Wasser der Ostsee statt. Diese Ausbildung fokusiert sich großteils auf Tauchen und das Langstreckenschwimmen in der Ostsee, die schlechten Sicht- und Temperaturverhältnisse gestalten diese Ausbildung als wesentlich schwerer als in der Schwimmhalle. Als Abschluss der Einsatzausbildung steht ein 30-km-Schwimmen durch die Ostsee an – mit Gepäck versteht sich.

Ausbildungsabschnitt: Taktik
In der Kampfschwimmertaktikausbildung wird den angehenden Kampfschwimmern der infanteristische Kampf beigebracht, sowie das Seekajakfahren.

AusbildungseinrichtungSchein/Lehrgang
» Kraftbootführerschein
» Sprenghelfer der Marine im Taucheinsatz
» Führerschein für Kraftfahrzeuge BCE (Pkw, Lkw, Lkw-Anhänger)
Luftlande- und Lufttransportschule, Altenstadt» Einzelkämpferlehrgang Teil 1
» Fallschirmspringerlehrgang A und FF
Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf» Reaktionsschießen für spezialisierte Kräfte
» Sanitätslehrgang Einsatzersthelfer C
» Überlebenslehrgang
» Fernaufklärung
Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald» Gebirgs- und Winterkampf
» Kampf in schwierigem Gelände
Weitere Ausbildungseinheiten (darauf aufbauend) für Bootsleute und Offiziere
» Sprengleiter Marine mit Taucheinsatz
» Kampfschwimmereinsatzleiter
» Kampfschwimmerkampftruppführer
» Fallschirmsprungausbildung, manuell
Interne Ausbildung
» Fernmeldeausbildung
» Einsatz-Ersthelfer A
» taktische Luftüberwachung
» Waffen- und Schießausbildung

Bei den Spezialkräften der Bundespolizei (GSG 9) lernen die Soldaten zusätzliche Schießtechniken für die Geiselbefreiung. Nahkampf und Psychologie dienen der Antiterror-Taktik. Nach Abschluss aller Ausbildungsabschnitte folgt die Verwendung in der Kampfschwimmerkompanie

Eine Rotte des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) überwindet eine längere Distanz mit Unterwasserscootern zur Anlandestelle.
©Bundeswehr/Andrea Bienert