Das KSK ist die bekannteste Spezialeinheit der Bundeswehr, dabei ist über die Elitegruppe eigentlich wenig bekannt. Die Soldaten arbeiten im Verdeckten und erfüllen ihre Aufträge ohne den Fokus der Öffentlichkeit.

Als spezialisierter Großverband des Heeres, übernimmt das Kommando Spezialkäfte (KSK) innerhalb der Bundeswehr alle über die Möglichkeiten der Teilstreitkräfte hinausgehenden Aufgaben, die von hohem strategischem Interesse sind und der Geheimhaltung unterliegen. Das KSK handelt in Krisenherden, setzt bedrohliche Elemente wie etwa Terroristen fest und nimmt sie gefangen, rettet und befreit bedrohte deutsche Staatsbürger und übernimmt innerhalb der Bundeswehr besonders gefährliche Aufgaben, für die die einfachen Soldaten nicht genügend ausgebildet sind. Das sind die Kernkompetenzen des KSK.

Soldaten vom Kommando Spezialkräfte des Heeres und die Spezialisten der ABC-Abwehrkräfte zeigen in der Lehrvorführung Resolute Solution auf dem Standortübungsplatz Bodelsberg im Allgäu, wie sie im Kampf gegen Massenvernichtungswaffen zusammenarbeiten können, am 30.05.2017. ©Bundeswehr/Jana Neumann

Die Gesichte des Kommando Spezialkräfte

Die Notwendigkeit, einen eigenen Spezialverband der deutschen Streitkräfte aufzustellen, zeigte sich erstmals in den 1990er Jahren angesichts des umfassenden Völkermordes der Hutu-Kaste an der Tutsi-Minderheit in Ruanda. Binnen weniger Wochen, wurden schätzungsweise 800.000 Menschen teils grausam getötet und verstümmelt und dabei, obgleich auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar, auch deutsche Sicherheitsbelange direkt tangiert. Dutzende Deutsche waren zum Zeitpunkt des Völkermordes in Ruanda festgesetzt, ohne die Möglichkeit zu entkommen. Nur wenige Jahre nach Ende des Kalten Krieges, verfügte die Deutsche Bundeswehr über keine Kampfverbände, die schnell reaktionsfähig waren und auf die unkontrollierbaren Zustände im Lande angepasst waren. Sämtliche deutschen Staatsbürger konnten letztlich durch Spezialverbände europäischer Nachbarstaaten befreit werden – aus diesem Anlass heraus, mussten die Kommandospitzen der Bundeswehr, vor allem des Heeres und das Verteidigungsministerium reagieren, das Kommando Spezialkräfte wurde in seinen Grundzügen gegründet und fortan sukzessive aufgebaut.

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Bereits zu Mitte des Jahres 1994 wurden erste konzeptionelle Grundlagen für den Aufbau, die Art und den Leistungsumfang des neuen Spezialverbandes entwickelt. Die Taktiken sollten das gesamte Handlungsspektrum einer Kriseninterventionseinheit leisten und in moderner Guerilla-Kriegsführung, dem Kampf gegen stark bewaffnete, moderne Kampfverbände und dem Widerstand gegen terroristische Vereinigungen geschult und ausgebildet werden. Gemeinsam mit der Spezialkräfteeinheit der Deutschen Bundespolizei, der GSG 9, wurden die ersten Kommandosoldaten ab dem Herbst 1994 für ihre Kampfeinsätze vorbereitet.

Mit erfolgtem Heereserlass vom 28. September 1995, war das KSK als „Ziel- und Planungsvorstellungen Spezialkräfte“ offiziell begründet worden. Bereits ein Jahr später, wurde mit der Außerdienststellung der Luftlandebrigade 25 im baden-württembergischen Calw ein permanenter Kommandositz in der Graf-Zeppelin-Kaserne gefunden. Mit der offiziellen Indienststellung des KSK am 20. September 1996, begann der Ausbildungsbetrieb. Die ersten Anwärter einer Ausbildung als Kommandosoldat wurden geschult und auf ihre weltweiten Einsätze, in schwierigsten Umgebungen und unter Lebensgefahr vorbereitet. Noch im Aufbau, wurde das junge Kommando Spezialkräfte zielstrebig vergrößert und strukturiert, sodass bereits wenige Monate später erste Einsatzbereitschaften gemeldet wurden und Truppenübungen absolviert werden konnten.

Spätestens mit Beendigung der ersten Lehrausbildungen der angehenden Kommandosoldaten, begann das Kommando Spezialkräfte (KSK) ab 1998 mit der Durchführung seiner weltweiten Aufträge und Operationen. Die Kommandosoldaten verstanden sich dabei als zusätzliche Ergänzung der kämpfenden Truppen der Bundeswehr und als in der Lage, auch stark risikoreiche Missionen verdeckt zu erfüllen. Erstmals wurden diese Fähigkeiten im Kosovokrieg erfolgreich angewandt.

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Die ersten Einsätze des Kommando Spezialkräfte

Die Fachdisziplinen des KSK wurden in der Folge konsequent ausgebaut und den jeweiligen Gegebenheiten der Einsätze und weltweiten politischen Lage angepasst. Durch jeden Kampfeinsatz, wurden neue Erfahrungen erworben, deren Erkenntnisse direkt aufgenommen und umgesetzt wurden. Durch die weltweite Sicherheitsbedrohung durch die Anschläge des 11. September 2001 in New York City, wurde die Truppe in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und ab November 2001 bei der internationalen Kommandoaktion „Enduring Freedom“, unter Führung der USA, in Afghanistan eingesetzt. Bis zum Jahr 2008 leistete das Kommando Spezialkräfte dort verdeckte Aufklärungs- und Infiltrationsarbeit, hebelte terroristische Vereinigungen aus und befreite in Not geratene Bundesbürger.

Spätestens seit dem Jahr 2005, ergänzt und unterstützt das Kommando Spezialkräfte darüber hinaus die Truppen der Deutschen Bundeswehr im Rahmen der ISAF-Mission in Afghanistan. Der bis in die Gegenwart andauernde Einsatz, dient vor allem der Stabilisierung der Regionen und der Neutralisierung der radikal-islamischen Taliban-Bewegung. Grundsätzlich gilt dem gesteigerten islamistischen Terrorismus die derzeitige Hauptausrichtung des Kommandos Spezialkräfte. Durch die politischen Bewegungen der 2010er Jahre, allen voran des Arabischen Frühlings, des Regimeumsturzes in Libyen und des Bürgerkrieges in Syrien, sind die Soldaten des KSK mehr denn je gefordert, zu handeln und ihre Fähigkeiten in Kleinoperationen anzuwenden. Die permanente Gefahrenlage muss dabei jederzeit im Auge behalten werden um schnell und effektiv auf kritische Situationen reagieren zu können.

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Die Zukunft des KSK ist langfristig gesetzt, eine unterstützende Spezialeinheit der Deutschen Bundeswehr wird auch in den folgenden Jahren dringender benötigt, denn je. Durch die zunehmende Anzahl unvorhersehbarer Attacken, auch in Europa, vor allem durch den sogenannten Islamischen Staat (kurz: IS), werden weitere geheime Kommandoaktionen zwingend notwendig sein.

Der Auftrag des KSK

Als Sondereinsatzkommando der Deutschen Bundeswehr, übernimmt das Kommando Spezialkräfte (KSK) alle risikoreichen Missionen mit geheimer Einstufung. Das Aufgabenspektrum der KSK-Soldaten geht weit über die Anforderungen der sonstigen Teilstreitkräfte hinaus und dient dem direkten und indirekten Schutz der einfachen Bundeswehr-Soldaten. Die Gefangennahme von Staatsfeinden im In- und Ausland, stellt einen erheblichen Handlungsfaktor dar, der überall auf der Welt gelingen muss.

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Ein Kommandotrupp beim Marsch in der Wüste, während der Klimazonenausbildung, am 22.05.2004. © Bundeswehr/PIZ Heer

Die Risikominimierung der deutschen Bundeswehreinsätze erfordert große personelle und logistische Anforderungen, die das Kommando Spezialkräfte vollständig erfüllen muss. Kollateralschäden, also Schäden, die erst durch den Einsatz entstehen, können durch eine kontrollierte Vorgehensweise des KSK vermindert werden, sei es bei der Beschaffung von wichtigen Informationen oder bei der Rettung und Befreiung von gefangen gehaltenen deutschen Bürgern.

Die Einsatzaufgaben des KSK sind

  • Retten und Befreien: Retten und Befreien deutscher Staatsbürger und/oder anderer Personen aus Gefangenschaft, Geiselnahme oder terroristischer Bedrohung im Ausland (Nationale Risikovorsorge)
    Festsetzen von Zielpersonen: Festsetzen von Zielpersonen im Ausland, auch gegen deren Widerstand
  • Spezialaufklärung: Gewinnen von Schlüsselinformationen in Krisen- und Konfliktgebieten für die strategische und operative Führungsebene sowie deren gesicherte, verzugsarme und schwer aufklärbare Übermittlung
  • Military Assistance: Zusammenarbeit und Ausbildungsunterstützung bei Sicherheitskräften in Partnerstaaten
  • Offensive Maßnahmen: Offensive Maßnahmen zur Abwehr terroristischer Bedrohung und Kampf gegen subversive Kräfte durch frühzeitige Aufklärung und Bekämpfung von Bedrohungspotenzialen vor dem Wirksamwerden;
  • Schutz: Schutz eigener Kräfte auf Distanz und Schutz von Personen in besonderer Lage
  • Sicherstellung von Material: Sicherstellung von Material besonderer Bedeutung, auch unter Bedrohung
  • Kampfeinsätze: Kampfeinsätze, auch Kampf in der Tiefe, gegen Ziele strategischer und/oder operativer Bedeutung, einschließlich der Lähmung oder Zerstörung wichtiger Einrichtungen, Objekte und Führungssysteme
  • Verdeckte Operationen: Verdeckte Operationen im Aufgabenspektrum der Streitkräfte.

Eine sehr umfangreiche militärische, körperliche und psychologische Ausbildung bereitet die angehenden KSK-Soldaten auf ihre Einsätze vor. Eine Vorauswahl der Bewerber ist ebenso notwendig, wie eine sehr umfangreiche Ausbildung. Die aktiven KSK-Soldaten müssen jederzeit in der Gesellschaft integriert, in sich selbst absolut gefestigt und körperlich belastbar sein. Ihre Identität wird fast immer geheim gehalten, in der Öffentlichkeit tragen die Soldaten des KSK meist Masken, um möglichen Gefahren oder terroristischen Organisationen eine Verfolgung zu erschweren oder diese ganz zunichte zu machen.

Dabei wächst und verändert sich das Kommando Spezialkräfte mit der Art der Bedrohung und der aktuellen Weltpolitik. Es werden laufend neue Anforderungen an die Soldaten des KSK gestellt, zu deren Gunsten sich auch die Technik und Ausrüstung der Truppe anpassen muss. Ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft, das KSK ist stets einsatzbereit und jederzeit in der Lage, in Gefahrengebieten auf der ganzen Welt zu handeln.

Mit einer aktiven Truppenstärke von derzeit ca. 1.100 Soldaten, können Einsätze sofort gesteuert und ausgeführt werden.